Wie weiter mit dem SEZ?
Zwischenzeitlich schien der Rechtsstreit um das SEZ entschieden und das Land Berlin wieder Eigentümer der Anlage. Promt kam die Ansage, was der Senat mit dem SEZ vorhat: Erst Container draufstellen für Flüchtlinge, dann Abriss. Erbärmlicher kann man mit diesem baulichem Erbe und dem riesigen Potential der Anlage nicht umgehen. Vor diesem Hintergrund wirkt es fast als ein Hoffnungsschimmer, dass der geschmähte Betrieber Rainer Löhnitz nun doch wieder einen juristischen Teilerfolg verzeichnete. Er möchte das SEZ auf jeden Fall erhalten und weiterentwickeln! Dazu ein aktueller Artikel im TIP hier.
Thesen:
- Das SEZ ist als außergewöhnliches Bauwerk nach wie vor erhaltenswert. Die Bausubstanz ist geeignet für eine Nachnutzung.
- Der Freibereich ist räumlich als Teil des Volksparks zu betrachten sowie Gemeinbedarfsfläche und darf nicht dem Wohnungsbau zum Opfer fallen.
- Der Bezirksteil braucht neben einer Schule auch ein Familienbad mit Freibadbereich und Sporthallen.
Der Bebauungsplan 2-43 sieht einen Komplettabriss vor. Er stellt eine Blockrandbebauung mit einem zehngeschossigen Hochhaus an der Ecke Danziger Str./Landsberger Allee dar. Im Innenbereich sollen kleine Wohnhäuser (Stadtvillen) mit 3-4 Geschossen und ein Privatpark entstehen. Die fünfgeschossige Schule entsteht mitten im Freibereich, eine Studie dazu hier.
Das ist ziemlich primitiv angesichts des außergewöhnlichen Bestandes. Wohnungen sind im Umfeld bereits sehr viele entstanden (ca. 1.200 in den letzen Jahren), jetzt fehlt es sozialer Infrastruktur, die das SEZ bieten kann. Der zur Eröffnung 1981 in seiner Größe weltweit einzigartige Gebäudekomplex ist keineswegs im Verfall begriffen, sondern erfreute sich bis zur Corona-Krise eines regen Sportbetriebes im Inneren. Mit einfachen Mittel wurde in eine neue Gestaltung investiert. In allen Gebäudeteilen gab es bisher unterschiedliche Zwischennutzungen. Aktuell gibt es mangels Planungssicherheit leider nur einen Club im Untergeschoss, Yoga-Sessions, Ecstatic-Dance und Filmstudios an der Eisbahn. Der Erhaltungszustand der Räume kann z.B. hier eingesehen werden: “Webseite SEZ Berlin”
- Die Architects for Future Berlin haben eine Stellungnahme zum SEZ herausgegeben, in der ein offener Architekturwettbewerb für das SEZ-Areal gefordert wird: Appell an den Senat
- Die Architektenkammer Berlin hat eine ähnlichen Aufruf herausgegeben: Umdenken statt Abreißen
- Die Linke im Bezirk hat einen sehr sinnvollen Antrag zum Erhalt des SEZ gestellt: Antrag HIER
- Es hat sich die Initiative “SEZ für alle!” gegründet. Sie setzt sich für den Erhalt des SEZ ein und versucht eine neue Zwischennutzung zu erreichen.
Die Planungsagentur hat drei mögliche Szenarien für eine Zukunft des SEZ-Areals entwickelt. Dabei geht es nicht darum Teilabrisse zu fordern, sondern aufzuzeigen, dass ein schneller Abriss im “worst-case” zurückgestellt werden kann, weil es Kompromissalternativen gibt.
Berlin als größte Stadt und Hauptstadt des Landes hat keine große Therme, kein Spaß- und Familienbad mehr. Wohnungsbau alleine verschärft die Versorgungskrise mit Schwimm- und Sportstätten. Mit der Reaktivierung des SEZ wird eine einmalige Chance genutzt, diesen Mangel ressourcenfreundlich und qualitativ hochwertig zu beheben. Der Standort ist definitiv der letzte seiner Art.