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Wieviel SEZ leisten wir uns in Zukunft?

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Am 01.10.2024 ist das Hausrecht über das SEZ wieder an das Land Berlin gegangen. Nun steht eine grundsätzliche Entscheidung an – wird das SEZ ganz, in Teilen oder garnicht weitergeführt? Bausenator Christian Gaebler sieht Bedarf: «Da muss sich die Stadtgesellschaft einfach mal entscheiden», sagte Gaebler (bei ZEIT ONLINE am 01.10.24).
Die Diskussion ist eröffnet. Die Planungsagentur hat hier neben Infos auch einen Aufschlag für die Untersuchung drei verschiedener Zukunftszenarien gemacht – SEZ maximum – medium – light.
Bis zu 460 Wohnungen sind möglich und das SEZ kann im Kernbereich saniert und wieder betrieben werden!

Thesen:

  • Das SEZ ist als außergewöhnliches Bauwerk nach wie vor sehr erhaltenswert. Die Bausubstanz ist geeignet für eine Nachnutzung.
  • Der Freibereich ist räumlich als Teil des Volksparks zu betrachten sowie Gemeinbedarfsfläche und darf nicht dem Wohnungsbau zum Opfer fallen.
  • Der Bedarf für ein Erlebnisbad und Sporthallen ist unzweifelhaft vorhanden, Berlin braucht das SEZ!
  • Wenn man das Jahn-Stadion nicht abreißt sondern saniert und ergänzt (Planung hier), werden rund 100 Millionen Euro eingespart. Das ist weit mehr, als für die Sanierung des SEZ benötigt würde.

Der Bebauungsplan 2-43 sieht einen Komplettabriss vor. Er stellt eine Blockrandbebauung mit einem zehngeschossigen Hochhaus an der Ecke Danziger Str./Landsberger Allee dar. Im Innenbereich sollen kleine Wohnhäuser (Stadtvillen) mit 3-4 Geschossen und ein Privatpark entstehen. Die fünfgeschossige Schule entsteht mitten im Freibereich und soll mit einer beispiellosen Kompaktheit auskommen – wo ist die Qualität? Eine Studie dazu hier.
Laut damals zuständiger Ex-Senatorin Katrin Lompscher diente der Bebauungsplan 2018 eher als Rechtsinstrument zur Begründung der Veränderungssperre, und nicht als zur Umsetzung gedachte Vision. Einen Einblick in die damaligen Zusammenhänge liefert folgender Artikel: Berlin Journal, 27.11.2015. Die exemplarische Baukörperstruktur ist dem Umweltgutachten des B-Plans 2-43 entnommen.

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Der Bebauungsplan 2-43, räumliche Lage und Bebauungsvariante aus Umweltgutachten

Der B-Plan ist ziemlich primitiv angesichts des außergewöhnlichen Bestandes. Wohnungen sind im Umfeld bereits sehr viele entstanden (ca. 1.200 in den letzten Jahren), jetzt fehlt es sozialer Infrastruktur, die das SEZ bieten kann. Der zur Eröffnung 1981 in seiner Art weltweit einzigartige Gebäudekomplex ist keineswegs im Verfall begriffen, sondern erfreute sich bis zur Corona-Krise eines regen Sportbetriebes im Inneren. Mit einfachen Mittel wurde in eine neue Gestaltung investiert, die Böden sind zum Teil hochwertig. In allen Gebäudeteilen gab es bisher unterschiedliche Zwischennutzungen. Bis zur Räumung gab es dann einen Club im Untergeschoss, Yoga-Sessions, Ecstatic-Dance im Wellenbad und Filmstudios an der Eisbahn. Viele der Nutzungen laufen unter Schirmherrschaft der BIM weiter. Der Erhaltungszustand der Räume kann z.B. hier eingesehen werden: “Webseite SEZ Berlin”

  • Die Architects for Future Berlin haben eine Stellungnahme zum SEZ herausgegeben, in der ein offener Architekturwettbewerb für das SEZ-Areal gefordert wird: Appell an den Senat
  • Die Architektenkammer Berlin hat eine ähnlichen Aufruf herausgegeben: Umdenken statt Abreißen
  • Die Linke im Bezirk hat einen sehr sinnvollen Antrag zum Erhalt des SEZ gestellt: Antrag HIER
  • Es hat sich die Initiative “SEZ für alle!” gegründet. Sie setzt sich für den Erhalt des SEZ ein und versucht eine neue Zwischennutzung zu erreichen.
Die Planungsagentur hat drei mögliche Szenarien für eine Zukunft des SEZ-Areals entwickelt, in denen Wohnungsbau mit dem SEZ kombiniert werden. Selbst bei 460 Wohnungen bleiben noch das Schwimmbad und die Sporthalle vollständig erhalten!

 

Berlin als größte Stadt und Hauptstadt des Landes hat keine große Therme, kein Spaß- und Familienbad mehr. Wohnungsbau alleine verschärft die Versorgungskrise mit Schwimm- und Sportstätten. Mit der Reaktivierung des SEZ wird eine einmalige Chance genutzt, diesen Mangel ressourcenfreundlich und qualitativ hochwertig zu beheben. Der Standort ist definitiv der letzte seiner Art, verkehrlich gut erschlossen und zentral gelegen. Eine Kombination mit Wohnungsbau ist möglich!