Alternative Schulerweiterung Clara-Gundwald-Schule Kreuzberg

Alternative Schulerweiterung Clara-Grunwald-Schule Kreuzberg

 

Nachdem in jahrelangen Diskussionen immer noch keine befriedigende Lösung für die Ergänzung einer Zweifeldsporthalle und weiterer Grundschulflächen gefunden wurde, hat die Schulleitung der Clara-Grunwald-Schule 2021 die Planungsagentur beauftragt, eine alternative Potentialstudie zu erstellen. Dabei ging es u.a. darum, den zum Bau der Sporthalle geplanten Abriss des ausgezeichneten Hortgebäudes “Bunte Wille” zu verhindern, das zur IBA 1987 entstanden ist. Und dass nicht erst im nächsten Jahrzehnt etwas passiert, sondern zeitnah, denn die Flächen werden dringend benötigt.

Seit Ende 2023 gibt es ein neues Ergebnis der Untersuchung: Die beiden Sporthallen sind platzsparend übereinandergelegt – das ist eine nicht unübliche Bauform, die im Verfahren trotz enger Platzverhältnisse nicht als Prüfvariante vorkam. Die geplante Mensa passt sehr gut darunter ins Erdgschoss. Das ist die beste Lösung für beengte Situationen wie hier in Kreuzberg.
Es gibt viele gebaute Beispiele für eine solche Anordnung, z.B. in München, in Ulm oder auch in Berlin

Hier der aktuelle Planungsvorschlag der Planungsagentur:

Direkt als PDF HIER

 

Planungshistorie: Postscheckareal VI-46-1: Abstandsflächen zur Schule einhalten!

2023: Nachdem damals diese fehlgeplante Engstelle trotz aller Mahnungen irgendwie egal war, ist man nun nach Fertigstellung plötzlich entsetzt, wie dicht die Häuser zur Schule hin stehen. Nun steht die geplante “Promenade” in Frage, bzw. die große Baumreihe darauf. Die degewo meint alle Bäume fällen zu müssen, um die Verkehrssicherheit für den Radverkehr herstellen zu können. Ein kurioses Ringen läuft, bei dem hoffentlich die Stadtnatur nicht das Nachsehen hat. Wenn der Fahrradweg entfällt kann ein einfacher Fußweg ohne Baumverlust die Lösung sein.

Abstandsflächen-Postscheckareal-web2021: Ohne zwingenden Grund soll zu viel nah an eine Grundschule in Kreuzberg gebaut werden – noch dazu von einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft.

Wenn man sich den Bebauungsplan genauer anschaut, entdeckt man, dass es an der nördlichen Grenze zum Baugebiet eine relevante Abweichung von der Abstandsflächenverordnung gibt. Die zwei Baukörper der landeseigenen degewo ragen zu dicht an die Grundstücksgrenze heran, an der engsten Stelle sind es sogar nur 3,50 Meter. Die mindestens 25 Meter hohen Wohnblocks (8 Geschosse) müssten eigentlich 10 Meter Abstand zur Grenze einhalten, wie im Ausschnitt des B-Plans rot eingezeichnet.

Post-schnitt-webFür die Clara-Grunwald-Grundschule bedeutet das Heranrücken der Blocks eine Einschränkung der Nutzungsmöglichkeit der Freiflächen und natürlich eine starke Verschattung und optische Dominanz der Blocks. Auch die früher geplante Grundschulerweiterung müsste kleiner oder ganz ausfallen, weil sich die Abstandsflächen überlagern würden. Die Berliner Bauordnung verbietet so etwas aus gutem Grund. Ausnahmen kann eine Gemeinde im Bebauungsplan erlassen, sie müssen aber begründet sein. Hier fehlt aber die Notwendigkeit, das Baugrundstück ist mit rund 36.000 m² wirklich groß genug, so dass eine solche Engstelle nicht sein muss.
Bild rechts: Ausschnitt eines älteren Planungsstandes: der Schulhof sollte unter den Erweiterungsbau gelegt werden.

Der Grund für die Engstelle liegt in der Planungshistorie: Ursprünglich hat man die betreffenden Flächen dem Schulhof weggenommen und zur öffentlichen Durchwegung gemacht, stringent geradeaus (Ausschnitt alte Planung unten). Damit lagen die Abstandsflächen auf dem “eigenen” Grundstück, damals noch CG-Gruppe.
Immerhin entfällt diese Beschneidung nun, u.a. weil ich bei jeder Befassung damit im Planungsausschuss kritisiert habe, dass man Schulen – und schon garnicht welche mit Erweiterungsbedarf – nicht in ihren Potentialflächen beschneiden darf. Der Weg müsse doch nicht kerzengerade sein, sondern kann geschwungen an der vorhandenen Grundstücksgrenze entlang verlaufen. Und die Neubauten müssen natürlich einen vernünftigen – zumindest den gesetzlich vorgeschriebenen Abstand – einhalten. Sind Schulen nicht irgendwie wichtig im Moment?

gerade-genzePlanausschnitt links: Die ursprüngliche Planung mit der Beschneidung der Schul- und Grünfläche

Es ist also ein kleiner Erfolg, dass das Schulgrundstück nicht verkleinert wurde. Nur hat man leider “vergessen”, die Gebäudeflucht anzupassen. Sie stehen immernoch stur in einer Reihe, als hätte sich nichts geändert. Ein Belichtungsgutachten hat zwar ermittelt, dass die Besonnung der Schule (nach Arbeitsstättenverordnung) noch ausreichen würde, aber eine Verschlechterung wird durchaus attestiert. Die Schulleitung und die Bau-AG der Clara-Grunwald-Schule bemängelt die Planungen bereits seit langem.

Es wäre ein Schaden für die Baukultur, wenn eine solche Rücksichtslosigkeit “Schule” machen würde. Dazu baut eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft zu nah an eine öffentliche Grundschule, verschlechtert ihre Situation wesentlich und verhindert deren sinnvolle Erweiterung. Das ist schon kurios und sollte noch abgewendet werden können.

“Normalisierung” der Situation

Die Bauflucht der degewo-Häuser kann ohne weiteres zurückgesetzt werden. Es spricht nichts dagegen, die Linie der Häuserreihe etwas zum Ida-Wolff-Platz hin aufzuschwenken und eine Engstelle zur Schule und der Promenade zu vermeiden. Die degewo-Häuser überragen mit acht Geschossen die übrigen Wohnriegel um ein Geschoss. Die wahrnehmbare Höhe sollte durch Abstaffelung des letzten Geschosses reduziert werden, wodurch sich auch die Abstandsflöchen etwas reduzieren können.

Ist der übliche Bauabstand eingehalten, steht einer normalen Nutzung und Erweiterung der Grundschule nichts im Wege. Wie eine Planungsänderung mit dem geringsten Aufwand aussehen könnte, habe ich im Folgenden dargestellt: (als PDF)

VariantePostscheckareal


Planungsagentur